Page 47 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 05/2017
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WIRBELLOSE
1 Orange gefärbte Atya gabonensis sind leider oft nicht gesund.
Diese Tiere sollten vorsichtshalber in Quarantäne gesetzt und
besonders aufmerksam gepflegt werden. 2 Auch Atya scabra
trifft man hin und wieder im Hobby. Sie wurden ebenfalls bereits
erfolgreich nachgezüchtet. 3 Atyoida pilipes, die Zwergfächer-
garnele, bleibt mit bis 3 cm Körperlänge deutlich kleiner als die
anderen in der Aquaristik verbreiteten Arten. Oft wird sie auf den
ersten Blick mit einer Amanogarnele verwechselt. 4 Australatya
obscura gehört wie alle Fächergarnelen in der Aquaristik dem
primitiven Fortpflanzungstypus an. Sie trägt sehr viele kleine Eier, 1
aus denen Larven schlüpfen, die im Salzwasser aufwachsen.
geeigneten Aquariengenossen. Selbst kleine Exemplare können
die wenig wehrhaften Fächergarnelen stark verletzen oder sogar
töten. Mit Zwerggarnelen und Schnecken dagegen funktioniert
die Lebensgemeinschaft wunderbar.
Bei neu zugekauften Fächergarnelen aus der Zoohandlung
können die Fächer abgenutzt sein, dann taugen sie nicht mehr
zum Fächern. Betroffene Tiere fressen die Nahrung dann nur vom
Boden, sie sitzen nicht in der Strömung. Die gute Nachricht: Nach
der nächsten Häutung sind die Fächer wieder voll funktionsfähig
und die Tiere können sich wieder einer artgemäßen Nahrungsauf-
nahme widmen. Gefüttert werden Fächergarnelen im Aquarium
mit speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenem Futter, auch
Artemia-Nauplien werden gut angenommen. Feines Frostfutter 2
fressen sie ebenfalls gern.
Was die Wasserwerte angeht, sind Fächergarnelen nicht son-
derlich pingelig. Sie mögen es, wenn der pH-Wert zwischen 6,5
und 8,5 liegt, die Gesamthärte (GH) bei 6 bis 25 °dGH und die
Karbonathärte (KH) bei 3 bis 15 °dKH. 22 °C oder mehr sind ideal,
solange das Wasser sauerstoffreich ist. Ab 25 °C Wassertempera-
tur sollten daher ein Luftsprudler oder ein Diffusor am Filter zum
Einsatz kommen, um die Sauerstoffversorgung sicherzustellen.
DIE ZUCHT
Weibliche Fächergarnelen tragen nach einer erfolgreichen Paa-
rung Hunderte winziger Eier unter dem Hinterleib. Nach etwa vier
bis sechs Wochen schlüpfen daraus frei schwimmende Larven. In
der Natur treiben sie mit der Strömung ins Meer, wo sie sich zu
Garnelen entwickeln. Die kleinen Fächergarnelen wandern dann 3
zurück ins Süßwasser. Dank dieser Fortpflanzungsstrategie sind
die einzelnen Arten sehr weit verbreitet: Monsterfächergarnelen
kommen beispielsweise nicht nur an der Ostküste Südamerikas,
sondern auch an der Westküste Afrikas vor. Im Süßwasseraqua-
rium überleben die Larven nicht, sie brauchen ein Brackwasser-
Aufzuchtbecken. Dort werden sie mit Schwebealgen und Mikro-
organismen gefüttert. Die Nachzucht in Gefangenschaft ist bereits
bei einigen Arten gelungen – wobei die Fächergarnelenzucht zur
Hohen Schule der Aquaristik gehört.
Text: Ulrike Bauer, Fotos: Chris Lukhaup
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