Page 48 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 01/2017
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PRAXIS





                                                                    Es gibt natürlich auch fertige Brutsysteme (im Bild von JBL) im Zoo-
                                                                    fachhandel zu kaufen.



                                                                      Für alle  Artemia-Nauplien  gilt,  dass  diese  kurz  nach  dem
                                                                    Schlupf aus den Cysten den höchsten Nährwert für die Fische
                                                                    haben. Das ist dadurch zu erklären, dass die frisch geschlüpften
                                                                    Nauplien anfangs noch keine Nahrung aufnehmen können und
                                                                    somit von ihren eigenen Reserven zehren. Der Dottersack enthält
                                                                    zu Beginn noch Fette mit den so wichtigen ungesättigten Fett-
                                                                    säuren, die innerhalb der nächsten 24 Stunden fast vollständig
                                                                    aufgebraucht werden. Aufgrund ihrer sehr geringen Größe und
                                                                    des  hohen  Nährwerts  eignen  sich  frisch  geschlüpfte Artemia-
                                                                    Nauplien hervorragend als Futter für Jungfischbrut.

                                                                    DAS „ERBRÜTEN“ DER ARTEMIA-EIER
                                                                    Wichtig ist die Qualität der Cysten, welche auch von der Verpa-
                                                                    ckung abhängig ist. Im Handel gibt es vakuumverschweißte Dosen
                                                                    und auch vakuumverpackte Beutel, welche beide gleich gut sind.
                                                                    Die Lagerung sollte auf alle Fälle immer kühl bis kalt, wenn nicht
                                                                    sogar im Gefrierfach erfolgen. Nach Öffnen der Originalpackung
                                                                    ist der Rest wieder luftdicht zu verschließen.
                                                                      Jede Artemia-Art spricht auf den Salzgehalt anders an, als Faust-
                                                                    regel werden 15-20 Gramm Salz pro Liter Wasser angesetzt. Eine
                                                                    Überdosierung ist nicht tragisch, wobei jedoch eine zu geringe
                                                                    Salzkonzentration das Schlupfergebnis drastisch verringert. Es kann
                                                                    handelsübliches Kochsalz verwendet werden, aber auch Meersalz
            In dieser Zeit vertragen die Cysten Temperaturen von -273 bis
            +60° C! Daraus lässt sich auch ableiten, dass das Einfrieren der   für die Seewasseraquaristik (dieses enthält auch gleich Spurenele-
            Artemia-Eier zur Lagerung ohne Bedenken erfolgen kann. Wichtig   mente) oder aber speziell für die Artemia-Kultur hergestellte Salze.
            ist immer eine trockene Lagerung, da bereits eine Luftfeuchtig-  Die Wassertemperatur (Raumtemperatur) spielt bei der Schlupfzeit
            keit von mehr als 10 % den Metabolismus der Cysten wieder   der Cysten eine wichtige Rolle. Je wärmer das Zuchtwasser ist,
            ankurbelt. Spezialisierte Firmen fischen diese Cysten von der Was-  desto schneller schlüpfen die Nauplien. Eine Raumtemperatur von
            seroberfläche oder sammeln sie am Ufer ein. Über 300 solcher   23 °C (oder auch wärmer) bringt sehr gute und schnelle Schlup-
            Gewässer finden sich weltweit, von San Francisco über Kasachstan   ferfolge. Auch die Dosierung der Cysten ist nicht unwichtig. Bei
            bis nach Deutschland. Gereinigt werden sie als „Artemia-Eier“ in   zu hoher Besatzdichte ist das Schlupfergebnis weniger gut und
            den Zoofachhandel gebracht.                             die Nauplien sterben auch sehr schnell in dem Brutgefäß ab. Eine
               Für die Aquaristik sind im Fachhandel Cysten verschiedener   sorgfältige  Reinigung  der  Artemia-Schlupfanlage  ist  wichtig,  da
            Artemia-Arten erhältlich:                               sich sehr schnell Bakterienschleim in den Gefäßen bildet, der das
               Artemia salina (große Art, aus Europa), Artemia parthenoge­  Lebensmilieu der Nauplien negativ beeinflusst.
            netica (schnell wachsend, aus China), Artemia cf. salina (kleine   Zum Verfüttern der Nauplien werden diese dem Brutgefäß
            Art, langsam wachsend, aus Kasachstan), Artemia persimilis (sehr   entnommen (vorher Luftzufuhr abdrehen und warten bis sich
            kleine Art) und Artemia franciscana (kommerzielle Zucht in China,   die Nauplien am Ablasshahn sammeln) und abgesiebt. Je nach
            ursprünglich aus der San Francisco Bay).                Artemia-Art und danach, wie alt die geschlüpften Nauplien zum
                                                                    Zeitpunkt der Entnahme sind, muss die Maschenweite der Siebe
                                                                    200 oder 150 Mikrometer betragen. Der Fachhandel bietet auch
                                                                    hier eine Auswahl an. Die Artemien werden kurz unter fließen-
                                                                    dem Süßwasser gespült und können dann an die Fische verfüttert
                                                                    werden.

                                                                                         Text & Fotos: Michael J. Schönefeld



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