Page 53 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 04/2016
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PRAXIS
                                                                                                                    PRAXIS



                VERWENDUNG VON REGENWASSER
                Um weiches Wasser zu bekommen, setzen viele Aquarianer Re-

                genwasser ein. Zwar haftet ihm immer noch das Vorurteil an,
                grundsätzlich zu viele Schwermetalle oder sogar Krankheitserreger
                zu enthalten, beides stimmt aber nicht. Schwermetalle gibt es


                heute kaum noch in der Luft. Allerdings sind sie dann ein wichti-

                ger Faktor, wenn das Dach oder die Regenrinnen aus Metall (Zink,
                Kupfer) bestehen oder ein Schieferdach (manchmal bleihaltig)

                vorhanden ist. Und vor Krankheitserregern, die die Fische ge-
                fährden, brauchen wir uns gar nicht zu kümmern, denn es müss-
                te schon ein Wasservogel, der Schnecken gefressen hat, auf un-
                ser Dach koten, um eventuell Parasiten zu übertragen.

                VERWENDUNG VON LEITUNGSWASSER
                Heute wird Leitungswasser nur noch selten mit größeren Mengen
                Chlor  aufbereitet,  um  Bakterien  abzutöten.  Früher  hatte  Lei-



                tungswasser oft einen deutlichen Chlorgeruch (obwohl der nicht
                direkt vom Chlor, sondern von den Verbindungen herrührt, zu
                denen Chlorgas mit dem Wasser reagiert). Mittel der Wahl ist

                heute Ozon. Durch den Druck in der Wasserleitung und die nied-


                rige Temperatur von Leitungswasser wird viel Luft mittranspor-

                tiert. Diesen Effekt kann jeder beobachten, der ein neues Aqua-

                rium mit Leitungswasser befüllt, überall setzen sich die Blasen

                ab (weshalb dort keine Fische und am besten auch keine Pflanzen

                                                                         Regenbogenfische reagieren manchmal mit Unwohlsein bei

                                                                         größeren Wasserwechseln. Für den Filigran-Regenbogenfisch


                                                                         (unten) sind Wasserwechsel ohne Wasseraufbereiter ein beson-
                                                                         derer Stress.


                                                                       hinein sollten). Ein scheinbar positiver Effekt ist auch, dass dieses



                                                                       Wasser sehr sauerstoffreich ist. Aber zu viel Sauerstoff ist auch
                                                                       nicht gut, ebenso wie Chlor und seine Verbindungen kann er die
                                                                       Schleimhäute – auch auf den Kiemen – stark reizen. Das führt zu
                                                                       einer verstärkten Schleimbildung, was wiederum das Immunsys-
                                                                       tem belasten kann.
                                                                          Aber auch beim Leitungswasser kann Kupfer eine große Rolle
                                                                       spielen. In der Kaltwasserleitung kommt es nur selten in einer zu


                                                                       hohen Konzentration vor. War mes Wasser löst Kupfer aber offen-
                                                                       sichtlich deutlich besser. Gerade neue Kupferleitungen, wie sie
                                                                       bei  Heizungs moder ni sierungen  fast  immer  angelegt  werden,
                                                                       können zu einer erheb lichen Wasser belastung mit Kupfer führen.
                                                                       Eigene Messungen in solch einem Fall ergaben einen Gehalt von
                                                                       bis zu knapp 0,7 mg/l, zu viel für Wirbellose und eine echte Gefahr
                                                                       für die Aquarienbiologie, etwa im Filter. Für die Fische selbst ist
                                                                       dieser Wert ungefährlich, nur die gestörte Bio logie kann ihnen
                    Kleine Schürfwunden können beim Fang entstehen, Zu-  schaden. Und das Ablaufenlassen einiger Liter nützt nichts, wenn

                    sätze in Wasseraufbereitern greifen dort schützend ein.  das Warmwasser etwa in einem großen Speicher steht.


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