Page 33 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 01/2016
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TITELTHEMA




                  Dann hatten wir Zeit, uns den Bach näher an-zu-
                schauen, der im lehmigen Mündungsbereich nicht ge-
                rade klar war und sowohl im Wasser als auch an man-
                chen  Uferstellen  voller  Totholz  lag.  Mit  Schnorchel,
                Brille  und  Kamera  kämpften  wir  uns  dann  teils  lau-
                fend, teils schwimmend bachaufwärts vor und stellten
                fest, dass sich immer wieder andere Ausblicke boten.
                Mal erschien das tiefere Wasser wegen des dichten
                Baumbestands an den Ufern relativ dunkel, mal liefen
                wir durch gelblich-helles Flachwasser, wenn nämlich
                wegen der geringen Wassertiefe der hellsandige und
                stellenweise auch kiesige Bodengrund sichtbar war.
                  Auch dieser Bach bildete hier und da bis anderthalb
                Meter  tiefe  Kolke,  in  denen  das  Wasser  kaum  floss    1
                und wo wir ausgiebig schnorchelten. In flacheren Berei-
                chen lag der Grund trotz der hier deutlichen Strömung
                stellenweise voller Laub, das sich manchmal auch zwi-
                schen Ästen und Zweigen verfangen hatte. Vereinzelt
                gab es auch ein paar Steine, im Wesentlichen war die-
                ser Lebensraum aber durch Totholz strukturiert.


                INTERESSANTE FISCHE
                Was die Fischfauna angeht, so fanden wir zahllose gro-
                ße und kleine Salmler, darunter Rote Neon (Parachei-
                rodon axelrodi), aber auch Buntbarsche, so etwa eine
                hübsche  Teufelsangel  (Satanoperca daemon),  noch
                unbeschriebene Zwerg-Crenicichla, Wavrins Buntbar-
                sche (Biotodoma wavrini) und eben Apistogramma.
                Dabei handelte es sich um einige Kurzlappen-Breitbin-   2
                den-Zwergbuntbarsche (A. megaptera), in der Mehr-
                zahl aber um Apistogramma, die man bis vor Kurzem
                wohl  als  Blutkehl-Zwergbuntbarsche  (A. uaupesi)
                bezeichnet hätte. Heute werden sie aber – zu Recht
                oder Unrecht, das bleibt mal dahingestellt – Fächer-
                schwanz-  (A.  flabellicauda)  und  Streifen-Zwergbunt-
                barsch (A. lineata) genannt.
                  Diese Apistogramma sind Höhlenbrüter mit soge-
                nannter  Mann-Mutter-Familie  und  bescherten  mir
                daheim – in mit Torfkügelchen angesäuertem Regen-
                wasser  –  schon  bald  den  ersten  Zuchterfolg.  Nach
                dem Anheften der etwa 80 gelblichen Eier an der De-
                cke einer Tonröhre erfolgte der Schlupf vier Tage spä-
                ter, woraufhin die Larven am Höhlenboden lagen. Bei
                27 °C verließen die Jungfische nach neun Tagen zum   3
                ersten Mal die Bruthöhle in Begleitung ihrer Mutter.
                Das Männchen hielt sich in respektvollem Abstand,
                wurde aber nicht verjagt, sondern verscheuchte sei-  1 Bei manchen Männchen von A. flabellicauda ist der mittlere
                                                                  Bereich der Caudale mehr oder weniger rot. 2 Wo der Wald dicht ist
                nerseits potenzielle Bruträuber. Die Aufzucht der Jung-   und das Wasser tief, sieht es dunkelbraun aus. 3 Wir schnorcheln der
                fische gelang mit lebenden Artemia-Nauplien ohne   Strömung entgegen, um in klarere Bereiche zu kommen.
                Probleme.           Text & Fotos: Uwe Werner



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