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Der winzige Ausschnitt aus dem Korallen- zellen in Abständen von einigen Stunden Großes Steinkoral-
riff, den wir in unseren Aquarien aufbauen, abstoßen, weil diese beim Filtrationsvor- len-Riffaquarium
kann umso leichter in einer gesunden Ba- gang mit Krankheitserregern in Kontakt von Matthias Paul
lance gehalten werden, je größer die Viel- kommen. Sie durch neugebildete zu er- (2012).
falt an Lebensformen ist, die wir darin pfle- setzen ist offenbar einfacher, als sie zu
gen, bzw. je unterschiedlicher ihre Bedürf- reinigen. Diese Tatsache ist der Wissen-
nisse und Empfindlichkeiten sind. Einerseits schaft erst seit Kurzem bekannt, und man
kann damit eine einseitige Auszehrung und geht inzwischen davon aus, dass die im
Belastung des Biotops verhindert werden, Freiwasser massenhaft vorkommmenden
andererseits müssen wir annehmen, dass Kragengeißelzellen der Schwämme den
es zwischen vielen unterschiedlichen mari- Korallen als Nahrung dienen. Dies könn-
nen Lebensformen auch Wechselbeziehun- te erklären, warum Steinkorallen in jun-
gen gibt, die wir noch nicht kennen. gen Riffaquarien meist deutlich schlechter
wachsen als in gereiften Becken, die nor-
Einige dieser Wechselbeziehungen könn- malerweise unter dem Dekorationsgestein
ten durchaus dazu beitragen, das Milieu in Dunkelzonen große Schwammpopula-
in unserem Aquarienbiotop zu stabilisie- tionen aufweisen. Es scheint als gäbe es
ren. Ein Beispiel ist die Fähigkeit lebender zwischen den zahllosen unterschiedlichen
Schwämme, Bakterien aus dem Wasser zu Organismen im Riff weit mehr Beziehun-
filtern, was die Vermehrung solcher Einzel- gen und gegenseitige Abhängigkeiten, als
ler begrenzt. Ein anderes ist die Tatsache, wir das heute vermuten.
dass viele Schwämme ihre Kragengeißel-
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