Page 11 - terraristik Ausgabe 2/2014
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Wildtierverbot kontrovers                                                 Neues Organ               n News


                    Die nächsten vier Jahre gilt es, po-  ristik ist natürlich nicht hinnehmbar   Immer noch Überraschungen
                 litische Arbeit vor  allem bei  CDU/  und auch nicht förderlich.          hält die Evolution der Insekten be-
                 CSU und SPD zu leisten, denn in de-   Der BNA (Bundesverband für fach-    reit, wie ein Team unter Beteiligung
                 ren Koalitionsvereinbarung heißt es   gerechten Natur- und Artenschutz)   des Museums für Naturkunde Ber-
                 noch immer: „Wir verbessern  den   wird sich weiterhin für eine Haltung   lin gezeigt hat. Es beschreibt, wie
                 Wildtierschutz und gehen gegen Wil-  und Zucht von wildlebenden Tierarten   Kleinzikaden in Südostasien mit
                 derei sowie den illegalen Wildtier-  in menschlicher Obhut einsetzen und   einem bisher einzigartigen, hoch-
                 handel und deren Produkte vor; Han-  leistet  bereits  Überzeugungsarbeit   kompliziertem und auffälligem Sin-
                 del mit und private Haltung von exo-  bei Politikern gegen die Lobby der vor-  nesorgan beidseits der Hinterleibs-
                 tischen und Wildtieren wird bundes-  geblichen Tierschützer. Das geplante   basis  offenbar Räuber oder Para-
                 einheitlich geregelt. Importe von   Importverbot der Bundesregierung      siten frühzeitig wahrnehmen kön-
                 Wildfängen in die EU sollen grund-  bei Wildfängen sei mit geltenden EU-  nen, dem LASSO (latral abdominal
                 sätzlich verboten und gewerbliche   Verordnungen jedoch nur schwer ver-   sensory and secretory organ).
                 Tierbörsen für exotische Tiere unter-  einbar, meint der Rechtsanwalt Ger-
                 sagt werden.“ Gegen den ersten     hard Emonds in der neuesten Ausga-     Quelle: H. Hoch et al (2014): Non-sexual ap-
                                                                                           pendages in adult insects challenge a 300
                 Punkt  wäre  ja  nicht  viel  zu  sagen,   be der Mitgliederzeitschrift „BNA-ak-
                                                                                           million year old bauplan. Current Biology 24
                 doch ein faktisches Verbot der Terra-  tuell“. Es sei „wenig realistisch“.  (1), doi:10.1016/j.cub.2013.11.040.



                 Eine neue Großkopfechse


                    Eine hervorragend erhaltene Groß-  Schild   echsen  und  Nachtechsen  ge-  Hinterex tre   mitäten  spricht  für  eine
                 kopfechse (Ornatocephalus metzleri)  stellt werden. Unter den heutigen For-  baumgebundene  Lebensweise.  Der
                 wurde bei der letztjährigen Grabungs-  men kann man die Großkopfechsen   stark gepanzerte Schädel war wohl
                 kampagne des Hessischen Landes-     am  ehesten  mit  Smaragdwaran  (Va-  eher unbeweglich, so dass die Tiere
                 museums Darmstadt (HLMD) ent-       ranus  prasinus) oder  Schwarzem    offenbar keine flinken Jäger waren,
                 deckt – derartige Funde sind noch   Baum     waran  (Varanus  beccarii) ver-  sondern sich eher von Pflanzen und
                 seltener als die berühmten „Urvögel“   gleichen.  Der  lange  Greifschwanz  in   Insekten ernährt haben dürften. Der
                 (Archaeopteryx). Während man von    Kombination mit den stark ge-       Fund  wurde von Grabungspraktikant
                                                                                                  l
                 diesen bereits etwa zehn Exemplare   krümmten Krallen an den Vorder- und   Philipp Mül   er entdeckt.
                 kennt, gab es von den Großkopfech-
                 sen bislang nur sieben. Der Neufund
                 hat eine Kopf-Schwanzlänge von
                 91,39  Zentimetern und ist bis auf
                 Schwanzspitze  und  Finger  der  rech-
                 ten Vorderextremität vollständig. Ne-
                 ben  dem  Holotyp  dürfte  es  sich  um
                 das beste Exemplar dieser Art han-
                 deln. Die Großkopfechsen sind bis-
                 lang nur aus der Grube Messel bei
                 Frankfurt bekannt.
                    Der Gattungsname bezieht sich auf
                 das auffällig skulpturierte Schädel-
                 dach (Ornatocephalus bedeutet „ver-
                 zierter Kopf“). Sie gehören zur Über-
                 familie Scincoidea, in die sowohl Ech-
                 te Skinke als auch Gürtelechsen,    Großkopfechse, Ornatocephalus metzleri.        Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD






                                                                                                       n terraristik 2|2014   11


                                                                                          
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