Page 9 - Standortführer 2022
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WIRTSCHAFTSREGIONEN
von Waren im E-Commerce 2020 um 14,6 der Innenstadt steigern sollen. Das Projekt den Besucher*innen der Innenstadt gehö-
Prozent auf 83,3 Mrd. Euro, wie aus Zahlen heißt „Zukunftswerkstatt Fulda“. ren. Andere Ideen wiederum drehen sich oh-
des Bundesverbandes E-Commerce und Ausgangspunkt ist die IFH-Studie „Vi- nehin um kleinere, leichter zu realisierende
Versandhandel (BEVH) hervorgeht. Ein Jahr tale Innenstädte“. Die Ergebnisse der Be- Projekte wie die Förderung von Straßenmu-
zuvor lag die Steigerung noch bei 11,6 Pro- fragung von Innenstadtbesucher*innen sikern, die Einrichtung von City-Bussen oder
zent und 72,6 Mrd. Euro. Und in 2021 will aus dem vergangenen Herbst sollen hier- die Verschönerung der Innenstadt.
der Online-Handel in Deutschland nochmal bei in konkrete Maßnahmen münden, die Die „Zukunftswerkstatt Fulda“ ist eines
um 12,5 Prozent wachsen. die Verantwortlichen vor Ort umsetzen. von jenen einzigartigen Pilotprojekten, die
Für den stationären Handel entsteht Die Zukunftswerkstatt hat etwa Ideen der es aktuell braucht. Nur in solchen ganz
eine dramatische Situation, wie unter an- Bürger gesammelt. Zu den Vorschlägen konkreten Reallaboren vor Ort kann erprobt
derem eine Umfrage des Handelsverban- gehört beispielsweise der Wunsch nach werden, welche Ansätze funktionieren und
des Deutschland unter mehr als 2.000 einer Markthalle, die das kulinarische An- welche nicht. Die Zukunft der Innenstadt
Händlern zeigt: Sechs von zehn Unterneh- gebot in Fulda erweitert und für die Men- beginnt dort bereits heute und es geht mit
men sehen hier ohne weitere staatliche schen als Treffpunkt dient. Angeregt wird vielen kleinen Schritten los. Als Initiative Die
Hilfen eine akute Insolvenzgefahr. auch ein Recycling-Shoppingcenter nach Stadtretter begleiten wir diese Modelle und
Mit einer Insolvenzwelle im Handel könn- einem Vorbild in Stockholm. Dort werden teilen das Wissen in unserem Netzwerk.
ten auch die Innenstädte sterben. Um das ausschließlich recycelte Produkte verkauft.
zu verhindern, braucht es neue Ideen, kre- Natürlich stellt sich bei so großen Pro-
ative Lösungen und ein starkes Netzwerk. jekten die Frage der Machbarkeit. Aber im
Deswegen hat sich die Initiative Die Stad- ersten Schritt dient die Zukunftswerkstatt
tretter gegründet. Sie engagiert sich bei der als interaktive Ideenplattform, auf der sich
Bekämpfung von Leerstand, für den Erhalt die Menschen aus Fulda austauschen und
von attraktiven Innenstädten, in der Umset- diskutieren können. Die Ideen selbst haben Attraktive Innenstädte locken Menschen an und
zung von Reallaboren und als Think-Tank ohne Zweifel den Vorteil, dass sie von den machen den Handel erfolgreich.
zur Stärkung von Städten und Gemeinden. Bürger*innen selbst kommen, die auch zu Foto: Instagram-Fotografin, Pixabay
Beispiel: Fulda
Es geht darum, pragmatische Lösungen zu
finden – für alle Akteure, die an der Entwick-
lung der Innenstädte beteiligt sind. Das gilt
für die Kommunen selbst, die Wirtschafts-
förderungen und Marketinggesellschaften
sowie Immobilienunternehmen, Einzelhänd-
ler und Dienstleister, die ihr Know-how zur
Verfügung stellen.
Wie das Stadtretter-Netzwerk Impulse
setzt, aus denen sich Ansätze für die In-
nenstadt der Zukunft entwickeln, das zeigt
sich etwa in Fulda. In der neuntgrößten
Stadt Hessens wurden mit dem Tool der
Bürgerpartizipation Ideen erarbeitet, die
die Aufenthaltsqualität und die Attraktivität
Die Stadtretter haben sich zum Ziel gesetzt,
Innenstädte zu erhalten.
Foto: Noelsch, Pixabay
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