Page 52 - caridina Leseprobe
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Faszinierende
CryptocorynenBlüten
Betörender Geruch lockt Fliegen an
Wasserkelche haben sehr komplexe Blütenstände, mit denen sie Angelockt von einem süßlichen, aasähnlichen Geruch landen
kleine Fliegen als Bestäuber anlocken. Diese halten sie vorüber- Fliegen auf der Spathaspreite und krabbeln die Röhre hinunter
gehend fest und lassen sie mit Pollen beladen wieder frei. in den Kessel. Dort bestäuben sie die Narben und die Klappe
Der Blütenstand von Cryptocorynen besteht aus den weiblichen schließt sich. Während der Stunden, in denen die Fliegen gefan-
Blüten mit Fruchtknoten, Griffel und Narbe, einem kahlen sterilen gen sind, reifen die Pollen und quellen in klebrigen Tropfen aus
Abschnitt und den männlichen Blüten, die nur aus Staubblättern den Staubblättern.
bestehen. Von außen ist der Blütenstand nicht sichtbar, weil er Gleichzeitig verändert sich die Struktur an der Innenseite der
von einem Hüllblatt, der Spatha, umschlossen wird. Um die Blüten Röhre: Die Haare sinken in die Zellen und hinterlassen kleine Ver-
herum ist dieses zu einem Kessel erweitert, der mit einer Klappe tiefungen, die eine praktische Trittleiter bilden. Sind die Pollen
oben verschlossen wird, wenn die Narben bestäubt wurden. freigesetzt, welkt die Verschlussklappe. Die Fliegen können nun an
Über dem Kessel ist eine schlanke Röhre mit nach unten gerich- den Staubblättern vorbei ins Freie, beschmieren sich dabei aber
teten Haaren, die Insekten, die in sie hineingeraten, daran hindern, mit den Pollen. Angelockt vom Geruch landen sie auf dem nächsten
die Blüte wieder zu verlassen. Oberhalb der Röhre erweitert sich reifen Blütenstand und bestäuben den nächsten Wasserkelch.
die Spatha zu einer Spreite oder Fahne und kann zu einem langen
Schwanz ausgezogen sein. Text & Grafik: Maike Wilstermann-Hildebrand
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