Page 49 - Caridina Ausgabe 03/2023
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lem liegenden Detritus ein eindrucks- vor, die hell-leuchtenden Mundgliedma- nen idealen Lebensraum vorfinden. Von der
volles Bild. ßen fangbereit nach vorn gerichtet. Nach Irú-Brücke ist es nicht mehr weit zum Meer!
Die Krabben verstecken sich in der einigem Zögern lassen sie sich mit dem Das ist für M. vollenhoveni ein Vorteil, weil sie
Schlammzone zwischen totem Laub und Fleisch zerbrochener Schnecken aus ihren zahllose, winzig kleine Eier legen, die von den
graben sich auch ein, nutzen aber ebenso Höhlen locken. Weibchen am Hinterleib getragen werden,
enge Schlupflöcher zwischen den Lava- Wo es Pflanzen gibt, können wir mit un- bis aus ihnen winzige Larven schlüpfen, die
brocken. Sie mustern ihr Umfeld genau seren Handkeschern Zwerggarnelen (wohl über die Strömung in Brack- oder Seewasser
und reagieren auf jede Annäherung, denn Caridina evae) abstreifen, die wir später verdriftet werden. Dort nutzen sie spezielle
ihre gestielten Augen, die ihnen eine gute noch in kleinen Rinnsalen bei Ekona finden. Nahrungsangebote, wandeln sich mehrfach
Rundumsicht ermöglichen, sind hoch ent- Und auch Flusskrabben gibt es hier, deren um und wandern schließlich ins Süßwasser
wickelt. rote Färbung uns begeistert. Aber auch im zurück.
weiter südlich gelegenen Nyong-Einzug Die Großarmgarnelen kommen im Irú in
Im Sanaga- und Nyong-Einzug fangen wir im stellenweise über große Fel- unglaublicher Dichte vor. Wenn ich mich ih-
Bei Malô liegt der malerische, mit hüb- sen tosenden Kumbala River (pH 6, KH 2, nen näherte, schossen sie immer nach rück-
schen Stromschnellen versehene Iloloma dGH 0, 26,6 °C) Süßwasserkrabben. wärts davon und flohen mit blitzschnellen
River im Sanaga-Einzug (2013: pH 6, KH Zickzacksprüngen. Sie sind wie die Krabben
2-3, dGH 0, 26 °C; 2015: 236 µS, pH 6,33, Traumbiotop Irú-River Allesfresser, die an pflanzlichem Detritus und
26,3 °C), der ganz anders aussieht als die Weit im Nordwesten erreichen wir von weichem Wurzelholz herumknabbern, aber
bisherigen Biotope. Hier hat das Wasser Kumba aus in Richtung Mundemba den Irú- auch tierisches Futter nicht verschmähen. Sie
riesige Felsen freigespült, deren Oberfläche River. Das Wasser (2013: pH 6,6, KH 4, dGH erbeuten Insekten und deren Larven, Schne-
glatt ist und zwischen denen es zahllose 6, 28 °C; 2015: 39,6 µS, pH 7,56, 28,5 °C) ist cken und Würmer, Fischeier und (kranke)
Spalten und Nischen gibt. ausgesprochen klar und strömt schnell über Fische, machen sich aber auch über frisch
Wo der Grund sandig ist, wuchern rie- Kiesel, flache Steinplättchen und Felsen, bil- gehäutete Artgenossen her, die ihren alten
sige Crinum-Bestände und an den Uferfel- det aber auch tiefere Pools und weist ruhi- Panzer, das Außenskelett, abgestreift haben
sen kleben dicke Anubias-Polster. Unter gere Bereiche auf, in denen sich totes Laub und dann als „Butterkrebse“ sehr verletzlich
und zwischen den Steinen lugen Macro- gesammelt hat. Die Bodenstruktur ist extrem sind, bis die neue, geräumigere Haut ausge-
brachium vollenhoveni jeder Größe her- löchrig, sodass versteckt lebende Kruster ei- härtet ist. Text & Fotos: Uwe Werner
Von der Straßenbrücke aus blicken wir auf
den tief unten fließenden Irú.
Uwe Werner, Jahrgang
1948, betreibt mehr als
40 Aquarien, sucht fast
jedes Jahr in den Tropen
nach Aquarienfischen
und schreibt für diverse
Aquarienzeitschriften n
Das Porträt dieses M.-vollenhoveni-Männchens verdeutlicht seine Wehrhaftigkeit.
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