Page 35 - Caridina Ausgabe 03/2023
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Foto: Gerd Alberti   & Uwe Kils / CC BY-SA 3.0



















           Garnelen haben Komplexaugen, wie hier   Hollow Eyes bedeutet übersetzt „hohle Augen“. Hier sieht man die unpigmentierte



           beim Antarktischen Krill Euphausia sp.   Augenmitte.
              Carsten Logemann vom Garnelenhaus   (Kirchbeck, et. al., 2018) fest, dass die Au-  wiesen sind, sind neurophile Lamina und
           führte eine Halterbefragung von diesen   gen von OE und normalen Tigern gleichsam   Kristallkörper für gewöhnlich eher schwach
           und von normaläugigen Blauen Tigergarne-  alle notwendigen Elemente aufweisen, die   bis gar nicht ausgeprägt, was aber bei den
           len durch, deren Auswertung ihn aber nicht   zum Sehen erforderlich sind: Lamina, Me-  OE nicht der Fall war.
           überzeugte, woraufhin er selbst verschie-  dulla, Rhabdome und Lobula bzw. Medulla   Ein  Garnelenauge  verfügt  über  soge-



           dene Versuche aufbaute und eine grobe   externalis, M. internalis und M. terminalis  nannte  Ommatidien,  also  etliche  Einzel-
           behavioristische Studie mit Blauen Tiger-  sowie Kristallkörper. Verglichen mit Tieren,   augen, die kegelförmig angeordnet sind.


           garnelen OE durchführte. Die betreffenden   die vorwiegend im Dunkeln leben und eher   Zwischen diesen befindet sich eine unter-

           Tiere – in der Kontrollgruppe zum Vergleich   weniger auf ihre Seheigenschaften ange-  schiedlich gut ausgeprägte Pigmentschicht

           normaläugige Tigergarnelen – wurden in
           Fotoküvetten gesetzt und unter anderem

           verschiedenen Reizen durch Licht und Be-
           wegung ausgesetzt, um Unterschiede in
           ihrem Verhalten herauszufinden.

              Carsten kam zu dem Ergebnis, dass „Ti-
           ger OE Unterschiede erkennen zwischen
           hell und dunkel und richten ihre Antennen
           auch in die Richtung, aus der der Schatten


           kommt. Bewegungen ohne Schattenwurf
           können sie aber nicht wahrnehmen, ganz                                                                       Zeichnung: Melanie Kirchbeck nach Schema von Hardie 1988 und Nillson 1989.
           im Gegensatz zu den «normalen» Tigern,
           die offenbar mit ihren Facettenaugen sehr


           gut sehen können.“ Er folgerte daraus, dass
           die OE-Tigergarnelen entweder blind, zu-
           mindest aber stark seheingeschränkt sein
           müssten. Der Garnelenzüchter war aber
           davon überzeugt, dass die Tiere mit diesem
           Handicap in Gefangenschaft genauso gut

           zurechtkommen wie ihre schwarzäugigen
           Vertreter.                              Lichtweg (blau) und strukturelle Organisation des zusammengesetzten Super positions-


              Melanie Kirchbeck hingegen stellte in   auges der Crustaceen (C=Cornea, Co=Kristallkörper, DP=distales Melaninpigment,
           einer histologischen und Vergleichsstudie   CZ=freie Zone, RH=Rhabdome, PP=proximales Melaninpigment, Ax=Axone).



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