Page 10 - Caridina Ausgabe 1/2022
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          In einer Studie haben Forscher aus Buenos Aires gestestet, ob  Vollgeschwistern abnimmt. Nahrungsentzug verstärkte die Aus-
          Inzucht bei Süßwassergarnelen eine Reduktion der Leistungsfä-  wirkungen der Inzucht auf das Wachstum der Jungtiere.
          higkeit hervorruft. Dazu haben sie die Rückenstrichgarnele Neo-  Es werden verschiedene evolutionäre Szenarien für dieses
          caridina davidi sowohl mit                                                         Ergebnis  diskutiert.  Die
          Brüdern als auch fremden                                                           Resultate  deuten  darauf
          Tieren verpaart und zwar                                                           hin,  dass  die  Eiverluste
          sowohl  unter  optimalen                                                           bei Inzuchtgelegen höher
          wie  auch  unter  stressi-                                                         waren,  möglicherweise
          gen  Bedingungen,  hier                                                            aufgrund  einer  geringe-
          hungernd. Zur Bewertung                                                            ren  Überlebensrate  der
          wurden die Eiproduktion                                                            Embryonen. Andererseits
          und Qualität der Jungtiere                                                         war  die  Auswirkung  der
          herangezogen.                                                                      Inzucht  auf  das  Wachs-
            Eine Paarung war dem-                                                            tum bei Embryonen und
          nach mit Brüdern ebenso                                                            Jungtieren unter optima-
          wahrscheinlich  wie  mit                                                           len Aufzuchtbedingungen
          anderen  Männchen,  in                                                          Foto: Oliver Mengedoht  nicht vorhanden, während
          Bezug auf die Nachkom-                                                             sie  bei  Jungtieren,  die
          menschaft  hatte  die  In-                                                         nach  dem  Schlüpfen  10
          zucht anscheinend keine                                                            Tage  lang  ausgehungert
          Auswirkungen  auf  die                                                             wurden, signifikant war.
          Fruchtbarkeit und den Befruchtungserfolg. Sie wirkte sich aber
          negativ auf die Anzahl der geschlüpften Jungtiere aus.  Literatur: TROPEA, Carolina et al. (2021): Brothers are better than
            Insgesamt zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass die Fit-  nothing: first report of incestuous mating and inbreeding depression
                                                               in a freshwater decapod crustacean. Zoology: DOI: 10.1016/
          ness von N. davidi nach einer Generation der Verpaarung von   j.zzol.2021.125990


        Parasitäre Alge schädigt Garnelen


        Julia Bauer und Kollegen von der Tierärztlichen Hochschule Hannover haben
        20 Süßwassergarnelen Neocaridina davidi untersucht, die ein Importeur zur
        Untersuchung eingeschickt hatte, vier waren beim Transport gestorben – schon
        zuvor war eine niedrige, aber konstante Sterblichkeit aufgefallen. Alle zeigten
        grüne Strukturen im Bereich der Schwimmbeine. Viele Bakterien und pilzähnli-
        che Erreger gehören zur normalen Besiedlung des Panzers, manche sind sogar
        symbiotisch. Einige sind aber potenziell schädlich.
          Die grünen Strukturen jedoch entpuppten sich als Grünalge Cladogonium sp.,
        eine selten beschriebene, parasitäre Alge. Die Alge bedeckte die Körperoberflä-
        che der Garnele und ihre Rhizoide durchdrangen den Chitinpanzer und reichten
        bis in das subkutane Gewebe.
          Die Alge könne in diesem multikausalen Krankheitsausbruch durchaus die
        Hauptursache sein, glauben die Forscher, welche mit Gensequenzierung die
        Alge systematisch genauer einordnen konnten (Ordnung Trentephliales).
          Wir hatten in caridina bereits berichtet, dass es sich bei der „systemischen
        Mykose“ nicht um einen Pilzbefall, sondern die parasitäre Alge Cladogonium
        handelt (Ausgabe 04-2018).                                                                                   Foto: Bauer et al. (2021) / CC BY

        Literatur: BAUER, Julia et al. (2021): Association of the alga Cladogonium sp. with a multifac-
        torial disease outbreak in dwarf shrimp (Neocaridina davidi). Diseases of Aquatic Organisms
        146: 107-115. DOI: 10.3354/dao03625



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   CAR2022-01_Endkorrektur.indb   10                                                                             24.01.2022   10:45:33
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