Page 49 - Caridina Ausgabe 3/2019
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           mend – aber sehr langsam – im Wasser
           fortbewegen. So werden neue Regionen
           besiedelt. Einige Arten können ihren S�el
           spiralig zusammenziehen. Wenn man eine                                                                     Foto: Oliver Mengedoht
           Kolonie anstupst, kann man daher häufig
           eine wellenförmige Bewegung beobachten.
           Glocken�erchen vermehren sich einzeller-
           typisch durch Teilung oder durch Spros-
           sung. Bekannte Ga�ungen sind beispiels-
           weise Vorticella, Carchesium, Rhabdostyla
           oder Epistylis.

            KOLONieBiLDeNDe arteN
            DOMiNiereN
           Sie sitzen o� auf der Aquariendekora�on,
           den Pflanzen oder an der Scheibe, aber
           auch auf dem Panzer von Garnelen und
           Krebsen, auf Schneckenhäusern und –
           wenn auch eher selten – auf Fischen oder
           sogar auf Würmern. Einzelne Glocken�er-
           chen fallen in der Regel gar nicht auf, weil
           sie so fein und filigran sind, dass man sie  Bei den Glocken�erchen dominieren die        Glocken�erchen an
           nur entdeckt, wenn man sehr genau hin-  koloniebildenden Arten, und die entdeckt         einer Scheibe neben
           schaut; sie werden nur maximal 0,25mm  man sehr wohl: Die weißlichen bis beige-          einem Wasserfloh
           lang.                                farbenen Kolonien wirken auf den ersten             (Daphnia pulex).
                                                Blick ein bisschen wie Schimmelbefall. Klei-
                                                ne Kolonien können aus wenigen Tieren
                                                bestehen, aber auch so stark sein, dass sie
                                                mehrere Zen�meter lang werden und wol-
                                                kenar�g aussehen. Die Köpfchen der Glo-
                                                cken�erchen sieht man mit bloßem Auge
                                                als weißliche Punkte in diesen „Wolken“.
                                                   Glocken�erchen werden hin und wie-
                                                der auch als „Garnelenschimmel“ oder
                                                „Pelzkrankheit“ bezeichnet – eine über-
                                                flüssige Panikmache, denn mit schädlichen
                                                Schimmelpilzen oder gar einer Krankheit
                                                haben Vor�cellidae überhaupt nichts zu
                                            Grafik: Popular Science Monthly Volume 5, 1874  cken�erchen als sogenannte Ektokommen-
                                                tun. Anders als Schimmelpilze sind Glo-

                                                salen einfach nur Aufsitzer. Sie schädigen
                                                ihre Unterlage nicht – mit Ausnahme von
                                                Fischen, deren Schleimhaut sie tatsächlich
                                                durch das Festhalten in Mitleidenscha�
                                                ziehen können und die dann anfällig für
                                                Sekundärinfek�onen wird.
                                                   Wenn sich ihre Umwelt ungüns�g ver-
                                                ändert, das Gewässer zum Beispiel aus-
           Schema�sche Zeichnung von Carchesium  zutrocknen droht oder wenn das Fu�er
           polypinum.                           knapp wird, umgeben sich Glocken�erchen



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