Page 49 - Caridina Ausgabe 4/2017
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PRAXIS

fast zu spät. Der Befall setzt viel früher ein und die
Parasiten hatten bis zum Sichtbarwerden schon viel
Zeit, das Tier zu schwächen. Es kann immer wieder zu
Neuinfektionen kommen, wenn die sichtbar betroffe-
nen Garnelen nicht alle in Quarantäne kommen und
der Boden nicht mehrfach absolut gründlich durchge-
mulmt wird, damit man die Sporen der Ellobiopsidae
loswird.

   Chaz Hing, der Gründer von ElevateShrimp.com,
Bachelor der Chemie der University of Delaware und
Leiter von entomologischen Forschungen beim USDA-
Forschungsdienst, hat sich intensiv mit Ellobiopsidae
und von ihnen infizierten Neocaridina beschäftigt und
diverse Versuche gestartet, was bei einem akuten Be-
fall getan werden kann.

BEHANDLUNG MIT MEDIZINALFLOCKEN                         Zusammensetzung: 4,26% Formaldehyd und 0,038%            Ellobiopsidae sind
Er fand heraus, dass das Wurzelsystem des Parasi-       zinkfreies Malachitgrünchlorid. Produkte mit Mala-       nicht immer gelb-
ten durch eine systemische Behandlung mit Medi-         chitgrünoxalat waren im Versuch nicht ganz so effektiv   grün, sie können
zinalflocken von innen zerstört werden kann. Selbst     wie dieses Mittel.                                       wie hier auch fast
bei schon sichtbar infizierten Tieren ging der Befall                                                            moosgrün erschei-
daraufhin zurück. Chaz verwendete dafür Snowflake-         Wichtig ist, dass die ganze Population im Becken      nen.
Futter (also getrocknete Sojabohnenhülsen), weil sie    behandelt werden muss. Alle sichtbar infizierten Tiere
eine hohe Akzeptanz besitzen und die Garnelen sie       werden herausgefangen und kommen in ein Quarantä-         Foto: Henning Buck
sehr schnell und auch sehr gründlich fressen. Diese     nebecken. Dort werden sie über eine Woche oder län-
Flocken tränkte er satt mit „Kordon Rid Ich Plus“, ei-  ger ausschließlich mit Medizinalflocken gefüttert. Auch
nem flüssigen Fischmedikament gegen Ichthyo, und        die scheinbar gesunden Tiere bekommen eine Woche
ließ sie vor dem Verfüttern wieder trocknen. Dessen     lang die Flocken. Danach sollte man sie herausfangen
                                                        und in ein neues, gut eingefahrenes Becken setzen.

                                                           Chaz setzte die Tiere nach dem Keschern kurz in
                                                        einen Eimer mit an die Werte im Aquarium angepass-
                                                        tem Wasser, das zudem noch eine Standard-Dosis
                                                        „Seachem Paraguard“ enthielt. Dadurch wollte er
                                                        sicherstellen, dass er keine Sporen ins neue Becken
                                                        verschleppte. Sein Bestand ist seit über einem Jahr
                                                        frei von Ellobiopsidae.

                                                        MALACHITGRÜN IST VERBOTEN
                                                        Unglücklicherweise ist in der EU die Verwendung von
                                                        Malachitgrün in Futtermitteln für Wassertiere nicht er-
                                                        laubt, da sich Malachitgrün in Speisefischen ansammelt
                                                        und so in die menschliche Nahrungskette gelangen
                                                        könnte. Aus diesem Grund hat sich Matthias Eßlinger
                                                        von TiMa Garnelenfutter mit der „Garnelenpaste Ba-
                                                        lance“ für einen anderen Weg entschieden. Wir erin-
                                                        nern uns: Ellobiopsidae sind Schwächeparasiten. Ein
                                                        Protozoenbefall bei Krebsen und Garnelen ist eigentlich

                                                        Gut sieht man hier den Parasiten unter der Garnele
                                                        sitzen.

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