Page 37 - Aquaristik Ausgabe 3/2023
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Ich reichte vor allem junge Salat-, Spi-
die schlupfreifen Eier oder eben geschlüpf- nat- und Kohlrabiblätter, die ich für ein paar
ten Jungfische mit einem Schlauch in ein
RasterelektronenmikroskopFoto: Dr. Rüdiger Riehl † Schlauch an die Laichkörner, platzen die Minute bei 800 Watt in der Mikrowelle er-
kleines Aquarium. Stößt man mit dem
Stunden in die Tiefkühltruhe gab oder eine
hitzte. So mazeriert hängte ich sie direkt
Schalen meist auf und die Larven werden
über oder neben den Ausströmer. Paral-
unbeschadet aus den Hüllen gesaugt.
Die Larven saugen sich von Anfang an
lel dazu bot ich immer raue Steine an, die
suchen, in denen das Wasser strömt oder
zerdrückten Futtertabletten auf pflanz-
Zähne eines Sturisomatichthys-Babys ständig fest, wozu sie Beckenbereiche auf- ich mit einem Brei aus Staubfutter bzw.
in starker Vergrößerung. durchlüftet wird. Deshalb habe ich das Auf- licher Basis und entkapselten Artemien
zuchtbecken immer mit einem Ausströmer beschmiert hatte. War der Brei trocken,
bis sieben Tage, bis die Jungfischlarven versehen und für eine kräftige Umwälzung stellte ich die Steine ins Becken.
schlupfreif sind. Während dieses Zeitrau- des Wassers gesorgt. Wichtig scheint mir, dass man Futter-
mes kann man die Entwicklung in den Eiern Das Anfüttern der Jungfische gelingt reste und Schmutz täglich entfernt und
sehr schön verfolgen. Das Männchen sitzt kaum vollständig. Ich hatte Erfahrungen mit gleichzeitig einen vorsichtigen Wasser-
meist darauf oder darüber, fächelt mit den Ancistrus-Babys, die man fast ohne Verluste wechsel durchführt. Vorsicht ist auch bei
Flossen und lutscht die Eier auch gelegent- aufziehen kann, wenn man in den ersten der Verwendung von Medikamenten ge-
lich ab. Die Eier werden so mit Sauerstoff Tagen veralgte Steine oder Futtertabletten boten. Bei mir starben sechs Wochen alte
versorgt, sauber gehalten und sind unter auf pflanzlicher Basis anbietet. Dagegen Jungfische innerhalb weniger Stunden,
dem Männchen zumindest teilweise ver- gelang mir die Aufzucht von kleinen Rine- als ich mit einem Medikament aus dem
steckt, weil es seine Flossen weit spreizt. loricaria am besten dann, wenn ich täglich Fachhandel gegen Hydra behandelt hatte.
mehrmals frisch geschlüpfte Artemia-Nau- Nach etwa zwei Monaten kann man die
Schwierige Aufzucht plien reichte. größten Jungfische umsetzen und nach und
Besonders „tapfer“ war mein Männchen In diese beiden Richtungen experimen- nach an andere Futtersorten wie Futterta-
allerdings nicht, sondern „verdrückte“ sich tierte ich mit meinen Sturisomatichthys bletten, gefrostete Artemia, zerdrücktes
häufig, wenn es sich durch Betrachter ge- und glaube nun zu wissen, dass sie in den Garnelen- und Muschelfleisch und Frost-
stört fühlte. Andererseits kehrte das Tier ersten Tagen oder Wochen vornehmlich futter gewöhnen.
nach einer gewissen Zeit immer wieder von Grünfutter leben, das sie von Sub- Text & Fotos: Uwe Werner
zum Gelege zurück. In keinem Falle fra- straten abraspeln. Schon jugendliche Exem-
ßen die Alttiere ihr Gelege auf. Da die Brut- plare verfügen dazu über eine geeignete
pflege des Männchens mit dem Schlupf Bezahnung, wie Rasterelektronenmikros-
der Larven beendet ist, saugte ich stets kop-Fotos eindrucksvoll zeigen. Literatur
C�va�n, Raphaël et al. (2016): Molecular
phylogeny of the highly diversified catfish
subfamily Loricariinae (Siluriformes, Loricari-
idae) reveals incongruences with morpho-
logical classification. Molecular Phylogene-
tics and Evolution 94: 492-517.
L�n��ñ�-Bur�an�, A. and R.E. Re�� (1979):
A Taxonomic Revision of Sturisomatichthys
Isbrücker and Nijssen, 1979 (Loricariidae:
Loricariinae), with Descriptions of Three
New Species. Copeia 107 (4): 764-806.
Uwe Werner, Jahrgang
1948, betreibt mehr als
40 Aquarien, sucht fast
jedes Jahr in den Tropen
nach Aquarienfischen und
schreibt für diverse Aquari-
enzeitschriften n
Hier weiden einige Babys eine mit Aufzucht-Futterbrei beschmierte Steinfläche ab.
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