Page 73 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 6/2022
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cañ o Bonito, ein typisches Biotop
für Apistogramma spp.
Dicrossus filamentosus von einem Neben- Viele Cichliden bewegen sich zur Nacht gern Ein Zufluss zum Cañ o Bocó n ist die Heimat
fluss des Rí o Mavicure. in Strandnähe und schlafen unter Zweigen. verschiedener Buntbarscharten.
gon, so ergibt sich ein minimales Verbrei- er, dass es schwierig genug gewesen sei, Leider war trotz der vielen Exemplare,
tungsgebiet von 1.108 km², das potenziell die Fische zu entdecken, der Versuch aber, die wir sammelten, keines ein erwachsenes
von der Art bewohnt wird – wahrscheinlich sie nicht zwischen den Felsen zu verlieren Männchen, sodass wir nicht sicher bestim-
ist es jedoch viel größer. und in der Strömung zu fangen, ganz un- men konnten, ob es sich wirklich um D. gla-
Der letztgenannte Fundort ist nicht möglich. Laut unserem Führer, der in der dicauda handelte. Die Art ist nur durch die
nur Heimat von A. iniridae, sondern auch Saison als Zierfischfänger arbeitet, kommt „auffallend asymmetrische Schwanzflosse,
die Typuslokalität von A. psammophila. A. psammophila nicht in Biotopen vor, die die durch die lange fadenförmige Verlänge-
Im Gegensatz zu A. iniridae lebt diese Art man vorschnell als „typisch“ für die Gat- rung ihres Dorsallappens gekennzeichnet
nicht in flachen Gewässern und zwischen tung bezeichnen könnte. Die Art kommt ist“, diagnostiziert.
Blättern in den Nebenflüssen, sondern im anscheinend bei Weitem nicht so häufig Doch ob D. gladicauda oder D. filamen-
Hauptkanal des Río Atabapo, und zwar in vor wie gedacht. tosus – wir halten Ersteres für wahrschein-
tieferen Bereichen von bis zu 150 cm; zwi- licher –, es war ein Erlebnis, sie in ihrem
schen großen Steinen oder Felsbrocken. Schüchterne Dicrossus-Spezies Lebensraum zu beobachten. Die Zwergbunt-
Anfangs bemerkten wir sie nicht, aber als Nachdem ich erfolglos versucht hatte, barsche hielten sich bevorzugt in der Nähe
ich mich bei einer Fotosession über einen während des Fotografierens einen Son- ihrer Verstecke auf, vor allem in den feinen
wunderschönen Dicrossus sp. freute, ging nenbrand zu vermeiden, gingen wir zu- Wurzeln der Bäume am Ufer.
einer unserer Führer lächelnd los und kam rück zum kleinen Zufluss, wo wir bereits Das Wasser war leicht bräunlich gefärbt,
mit einer Tüte dieses attraktiven Fisches einige Stunden zuvor einige schöne Dicros- aber kein reines Schwarzwasser, da der Bach
zurück. sus sp. gesammelt hatten. Zufällig lag die weiter flussaufwärts über felsige Substrate
Ein Freund und Apistogramma-Ken- Typus lokalität einer weiteren Art ganz in mit weniger organischem Material floss. Das
ner bat ihn daraufhin sofort, ihn zu der der Nähe: D. gladicauda wurde von einer erleichterte uns die Beobachtung immens:
Fangstelle zu bringen. Später berichtete kleinen Insel flussaufwärts beschrieben. Wir mussten nicht so nah an die Fische ran
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