Page 79 - Aquaristik Ausgabe 4/2022
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robuste Aquarienfische 1
Dabei sind sehr viele Abweichungen in
Farbe und Flossenform von der beschrie-
benen Hongkong-Form zu beobachten
und es ist somit völlig unklar, was wirklich
„hongkongensis“ ist. Man sollte davon aus-
gehen, dass nur die Formen um Hongkong
und eventuell einige in Guangdong wirklich
der beschriebenen Art angehören.
Ich glaube, in Nordvietnam einige zu M.
hongkongensis ähnliche Hügelland-Popu-
lationen gefunden zu haben. In manchen
Bächen des Regierungsbezirkes Hoa Binh
findet man recht farblose M. opercularis,
wobei gerade die Weibchen uniform, ohne
Querstreifenmuster, vorkommen. Interes-
santerweise zeigen auch einige Flachland-
populationen solch eine „Farblosigkeit“.
Es bedarf noch viel wissenschaftlicher
Arbeit an der Gruppe der Paradiesfische,
der vor allem exakte und gründliche Feld-
arbeit zugrunde liegen sollte. Hiermit ist 2
die junge Wissenschaftler-Elite der Heimat-
länder der Makropoden angesprochen, die
ja tatsächlich nur mal mit dem Bus und
einem guten Rahmenkescher rausfahren
müsste.
Für Makropodenliebhaber zeigen sie
sich als robuste Aquarienfische, die den
ein oder anderen Fehler bei der Haltung
verzeihen. Doch eine artgerechte Hal-
tung, die auf den Erkenntnissen reisender
Aquarianer im Lebensgebiet dieser Fische
basiert, könnte die komplette Schönheit 3 4
dieser Fischgruppe noch einmal steigern.
Text & Fotos: Jens Kühne
Jens Kühne hat schon früh
Labyrinther und Makropo-
den gehalten. In Thailand
betreibt er ein Reisebüro für
Naturreisende in Südost-
asien. Zwei von ihm gesam-
melte Fischarten wurden 1 Hongkongensis-Population von Shangsi. 2 Guangxi-Populationen sollten nicht
nach ihm benannt n
mehr wirklich zur Art M. hongkongensis gezählt werden. 3 Die Schraubenpalme
ist ein Anzeiger von kleinen Wasserläufen, dort finden sich oft Labyrinther. 4 Ein
typisches Hügellandbiotop von M. spechti mit Schaumnest im schmalen Bach.
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