Page 77 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 05/2021
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Nur in ein paar höchstens knietiefen Pfüt-
zen lebt der kleinste Süßwasserfisch Aust-
raliens: das Rotflossen-Blauauge (Scaturi
ginichthys vermeilipinnis), das jetzt erst-
mals als Nachzucht ausgewildert werden
konnte. Davon berichtet aktuell der Na-
turschutzverein „Bush Heritage Australia“.
„Kein Fluss, kein Bach, kein Teich, son-
dern eher eine überschwemmte Wiese mit
einem schlammigen Boden und einer Was-
sertiefe von etwa zehn Zentimetern“, be-
schrieb Norbert Grunwald das ganz beson-
dere Biotop im Regenbogenfisch-Forum.
Er hatte vor Jahren die Möglichkeit, den
Fundort zu besuchen. Einst gehörte das
Rotflossen-Blauauge zu den Regenbogen-
fischen, bevor ihnen Saeed, Ivantsoff und
Allen 1989 Familierang gaben (Blauaugen,
Pseudomugilidae).
Erst 1991 wurde Scaturiginichthys ver
meilipinnis aus den Edgbaston Springs be-
schrieben. Der 2,5 bis 3 Zentimeter lange,
silbrig-transparente Fisch mit durchschei-
nender Schwimmblase steht auf der Ro-
ten Liste der IUCN (International Union for
Conservation of Nature) der 100 am stärks-
ten gefährdeten Arten unseres Planeten.
Die einzige Wildpopulation hat ein extrem
eingeschränktes Verbreitungsgebiet und
kommt nur in einer Gruppe natürlicher
Quellen im Edgbaston-Naturschutzgebiet
in Queensland vor.
3 BIs 38,5 grAd ceLsIus
Die gut 40 Quellen in der Steppe, die früher
als Schaf- und Rinderfarm bewirtschaftet
wurden, werden vom Großen Artesischen
Becken gespeist, das unter einem Großteil
Zentralaustraliens liegt. Das Wasser ist nur
5 bis 80 Millimeter tief, manche Quellen
haben nur die Größe weniger Quadratme-
ter und gleichen Pfützen, die größte hat ein
Feuchtgebiet von etwa einem Hektar. Die
Wassertemperatur kann übers Jahr von 3
bis 38,5 Grad Celsius schwanken – im Mittel
bevorzugen die winzigen Fische allerdings
24 Grad.
Ausgewachsene Rotflossen-Blauaugen
bevorzugen tieferes Wasser zum Fressen
und zur Eiablage, aber die bereits blau-
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