Page 69 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 04/2021
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Als Folge dieser uns nun schon so lange lahmlegenden
           Pandemie erinnere ich mich gerne an vergangene Rei-
           sen, neue müssen ja wohl noch ein Weilchen warten...
           Meine abenteuerlichsten Reisen – etwa im terroris-
           tisch brisanten Sulu-Archipel, wo mir einmal der

           Sultan von Bongao zum Erreichen einer kleinen
           Nachbarinsel ein Schnellboot plus Begleitboot

           mit  bewaffneten  Männern  zur  Verfügung
           stellte, welches dann tatsächlich von Pira-

           ten angegriffen wurde (ich konnte dies zum
           Glück nur hören, da mich der Bootsführer

           rüde dazu aufforderte, mich platt in den

           Bootsrumpf  zu  drücken)  –  liegen  schon
           lange zurück. Dies geschah alles noch in
           Analog-Zeiten, und meine gesamten Dias
           sind Opfer eines Umzugs geworden.
              Aber auf den Philippinen ist eigentlich jede
           Tour in den Regenwald ein Abenteuer, da man
           ungestörten Regenwald fast nur noch in extrem
           abgeschiedenen und meist auch höheren Regionen
           findet. Auf meiner zweiten Heimat Panay gibt es drei

           Zweitausender  mit  bewaldeten  Gipfelregionen.  Am   1
           schwierigsten erreichbar ist der 2.150 Meter hohe Mt.   2
           Nangtud. Nicht, weil er besondere bergsteigerische
           Fähigkeiten erfordert, sondern weil er sehr abgelegen
           und nur zu Fuß erreichbar ist.


            NoCH Nie eiN BioLoge DorT

           Da ich genug Zeit im Gepäck hatte, beschloss ich vor
           einiger Zeit, eine Expedition auf den Mt. Nangtud zu

           organisieren. Vorher war noch nie ein Biologe dort
           oben, was mich auf die eine oder andere interessante

           Entdeckung hoffen ließ. Zunächst besuchten ein Kol-
           lege  und  ich  die  erst  nach  mehrstündigem  Fußweg

           erreichbare Ortschaft St. Augustin, von der aus Touren   3

           auf den Nangtud gestartet werden, um Bergführer und
           Träger anzuheuern.
              Nachdem dies erledigt und ein Termin vereinbart

           war, besorgten wir die nötige Ausrüstung, vor allem
           natürlich Sammelgefäße für die vielen neuen Arten, auf

           die ich hoffte... Einen Tag vor dem geplanten Aufbruch


           begann es, ohne Unterlass zu schütten – verschieben

           konnten  wir  den  Trip  jedoch  nicht,  da  wir  die  war-
           tenden Führer von unserem Ausgangspunkt aus nicht

           erreichen konnten. Bis mittags, als wir wieder im Dorf
           ankamen, hatte der Regen zum Glück aufgehört.

              Im  Dorf  wurde  die  Ausrüstung  umgepackt  und   1   Schmerlengrundeln (Rhyacichthys aspro) gelten als selten, sind aber in


           gleichmäßig verteilt. Nur eines der Expeditionsmitglie-  einigen Flusssystemen auf Panay relativ leicht zu fangen.
           der machte sich rucksacklos auf den Weg, ich kenne   2   Verhandlung zum Anheuern von Expediti onsteilnehmern.
           meine Grenzen...                                 3   Stundenlang waren wir entlang des felsigen Flussufers unterwegs.


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