Page 37 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 03/2021
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üBeRdüNGuNG AlS AuSlöSeR


           Eine Überdüngung mit Stickstoff kann zu einer Nitrat-

           vergiftung  bei  Pflanzen  führen.  Wasserkelche  sind

           von Natur aus an ein Leben in einer stickstoffarmen



           Umwelt angepasst und reagieren empfindlicher auf
           hohe Ammonium- und Nitratwerte im Aquarienwasser

           als andere Pflanzen. N. Jacobsen und J. in‘t Veen ver-
           muten darum, dass Cryptocorynen-Fäule durch eine
           Nitratvergiftung ausgelöst werden kann. Grenzwerte

           für Nitratwerte geben sie aber nicht an.
              Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eine Über-
           düngung mit Kalium die Krankheit auslösen kann. Das
           Kalium erhöht den osmotischen Druck der Zellen und

           lässt sie eventuell platzen. 30 mg/l Kalium waren für
           unsere Wasserkelche eindeutig zu viel.

            WASSeRhäRTe uNd Ph-WeRT
           Ein weiterer Auslöser kann das Zusammenspiel zwi-
           schen Karbonathärte und Kohlendioxid sein. Es gibt
           einen Erfahrungsbericht, nach dem bei Cryptocoryne

           wendtii durch eine Kohlendioxiddüngung Cryptocory-
           nen-Fäule ausgelöst werden kann. Vermutlich war hier                                 Wendts Wasserkelch gilt als
           die Ursache die Verschiebung des pH-Werts.                                           besonders robust.
              J. Schwanz berichtete 2018 in der Acara-Post, dass
           nach einer Leitwertabsenkung von 400 µS auf 200 µS

           seine Bestände von C. wendtii und C. usteriana zu-
           sammenbrachen. Die Karbonathärte sank bei dieser

           Anpassung von 4-5 °KH auf 2-3 °KH. Die Pflanzen zeig-
           ten bereits bei der ursprünglichen Karbonathärte erste
           Schäden. Nach der Senkung des Leitwerts und der Kar-

           bonathärte zerfielen die Blätter und die Rhizome von

           C. usteriana innerhalb von drei Stunden. Die Rhizome

           von C. wendtii blieben dagegen erhalten.                                             Der Wasserkelch Cryptocory-
            GeFüRchTeTe KeTTeNReAKTION                     Foto: Michael J. Schönefeld          ne spiralis ist gut anpassungs-

           Beim Zerfallen der Cryptocorynen-Blätter werden die                                  fähig. Die schmalblättrigen

                                                                                                Arten gelten als weniger
           in den Zellen gespeicherten Nährstoffe frei. Dadurch                                 betroffen.


           steigt die Belastung des Wassers schnell an. So können

           auch weniger empfindliche Wasserkelche von der Fäule
           „angesteckt“ werden, wenn ihre Toleranzschwelle über-


           schritten wird. Aus dem Grund ist es wichtig, die Reste


           der Pflanzen möglichst schnell sorgfältig abzusaugen.
              Cryptocorynen-Fäule lässt sich leicht verhindern,

           indem  die  Wasserkelche  bei  für  sie  optimalen  Le-
           bensbedingungen  gepflegt  werden.  Bei  passenden

           Wasserwerten  sind  die  Pflanzen  weniger  anfällig.   Maike Wilstermann-Hildebrand ist seit


           Schwankungen in der Wasserqualität lassen sich durch   ihrer Kindheit Aquarianerin. Ihr Hauptinteresse

                                                                gilt Wasser- und Sumpfpflanzen, Wasser-
           regelmäßige Teilwasserwechsel vermeiden.            schnecken sowie deren Zusammenspiel im
                                           Te�� � F����:             aquatischen Ökosystem 

                            Mai�e Wil��e��ann-Hilde��and
                                                                                                                     37


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