Page 57 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 02/2019
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FISCHE
SALZ UND WASSER IM FISCHBLUT
Während Landlebewesen durch aktives
Trinken und Urinieren (und die Verduns-
tung über die Haut) ihren Wassergehalt
regulieren, geschieht das bei Fischen pas-
siv. Das liegt daran, dass ihre Haut und
insbesondere die Kiemen für die Wasser-
moleküle durchlässig sind. Hier zeigt das
osmotische Prinzip seine Wirkung.
Alle Zellen und Häute des Körpers sind
von dünnen bis dicken Membranen umge-
ben. Wassermoleküle durchdringen diese
sogenannten halbdurchlässigen (semi-
permeablen) Membranen, die im Wasser
gelösten Teilchen, meist Ionen, hingegen
Fisch mit Bauchwassersucht
Fisch mit Bauchwassersucht
nicht. Der Osmosevorgang findet in eine
und Schuppensträube.
und Schuppensträube.
bestimmte Richtung statt, nämlich zu der
Seite, auf der sich die höhere Sto�onzent-
ration befindet. Der stark unterschiedliche
Salzgehalt und die Menge gelöster orga- Fische haben im Blut eine Konzentration
nischer Stoffe im Fischkörper und Umge- gelöster Stoffe, die einem Kochsalzgehalt
bungswasser sind dafür ausschlaggebend. von 0,9 % oder 9 Gramm pro Liter ent-
spricht. Dies nennt man die osmotische
Konzentration. Sie ist wesentlich höher als
im Süßwasser. Das Prinzip der Osmose (sie-
he Kasten) führt nun dazu, dass der Kör- 9 g Kochsalz pro Liter
per der Süßwasserfische ständig Wasser entsprechen der osmo
tischen Konzentration
aufnimmt. Dieses Wasser muss durch die der Fische.
Niere wieder aus dem Körper ausgeschie-
den werden, damit das osmotische Gleich-
gewicht im Fischblut immer gleich bleibt.
Das bedeutet, dass Süßwasserfische nicht
trinken und trotzdem viel Wasser über den
Urin abgeben. Pro Tag kann diese Wasser-
menge mehr als die Hälfte des Körperge-
wichts betragen. Kommt es zu Wasseran-
sammlungen im Bauch oder in der Haut
der Fische, wie sie bei Krankheiten wie der
Bauchwassersucht, Tannenzapfenkrankheit
und Schuppensträube auftreten, so liegt
keine spezielle Krankheit vor, sondern ein
Versagen der Nieren aufgrund von bakte-
riellen Infektionen.
DIE OSMOTISCHE REGULATION
Um den Salzgehalt bei der osmotischen Re-
Die dünne Membran der Kiemen lässt
viel Wasser eindringen. Bei starker Ver- gulation im Gleichgewicht zu halten, muss
größe rung sieht man, dass das Blut an der Fisch viel Energie aufbringen. Diese
den Kiemen nur 5/1000stel Millimeter wä re in einem Wasser, das genau der Io
vom Wasser getrennt ist. nenkonzentration seines Bluts entspricht,
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