Page 53 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 05/2018
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PRAXIS
Besonders bei der Nachzucht ist keim-
armes Wasser von großer Bedeutung.
rien (und keineswegs nur der guten, wie
etwa die im Filter). Je mehr Lebewesen
und Futter im Aquarium sind, desto mehr
Schadstoffe entstehen. Und dabei steigt die
Keimzahl. Kommt es in naturbelassenen
Gewässern in der Heimat unserer Aquari-
enbewohner zu Keimzahlen von oft weniger
als 1.000 Keime/ml, sind es im Aquarium
häufig 100- oder sogar mehr als 1.000-mal
so viel. Je niedriger die Keimzahl ist, desto
wohler fühlen sich die meisten Fische und
desto höher ist das Redoxpotenzial.
KEIMZAHL REDUZIEREN
Neben dem regelmäßigen Teilwasserwech-
sel, einer guten Bepflanzung, nicht zu vie-
len Fischen und mäßiger Fütterung gibt es
weitere Methoden, die Keimzahl zu sen-
ken. Schon lange bekannt ist dabei der Ein-
satz von UV-C-Leuchten. Diese zerstören
die vorbeischwimmenden Bakterien, die
dann keinen Sauerstoff mehr verbrauchen.
Folge: Das Redoxpotenzial steigt. Effektiver
ist aber der Einsatz sogenannten aktiven
Sauerstoffs. Dieser entsteht entweder bei Mit aktivem Sauerstoff lässt sich sogar ein Links: Die Messung
der Zersetzung von Ozon (speziell für Süß- Wert von bis zu 400 mV erreichen. Dann des Redoxpotenzials
wasseraquarien entwickelte Ozonisatoren ist die Keimdichte fast so gering wie in der ist einfach und schnell
dienen dazu) oder bei der Elektrolyse, wie Natur. Die Fische danken es mit kräftigen durchgeführt.
sie heute in mehreren Ausführungen an- Farben, gutem Wachstum, Widerstandsfä- Rechts: Moderne
geboten wird (etwa als Twinstar). Diese higkeit gegen Krankheiten und leichterer Elektrolysegeräte
reduzieren sowohl die Keimzahl als auch Züchtbarkeit. Die Pflanzen profitieren da- können ungewöhnliche
den Sauerstoffgehalt – zwei Fliegen mit von nur bedingt, denn durch den aktiven Formen haben.
einer Klappe. Sauerstoff können im Wasser befindliche
Dünger unwirksam werden. Besser ist es
REDOXPOTENZIAL MESSEN dann, unter dem normalen Bodengrund
Das Redoxpotenzial ist eine elektrische einen Nährstoffgrund zu verwenden und
Größe, die in Millivolt (mV) gemessen Depotdünger (Tabletten, Kugeln, Stäbchen)
wird. Dazu gibt es sowohl Kombigeräte, die in den Wurzelbereich zu bringen.
pH-Wert und Redoxpotenzial messen, als Fazit: Keine Angst vor dem Redoxpoten-
auch Redoxmeter als Stand-alone-Geräte. zial. Gerade bei empfindlichen Fischen ist
Wird kein aktiver Sauerstoff eingesetzt, es ein ausgezeichnetes Hilfsmittel, um he-
kann maximal ein Wert von etwa 200 mV rauszufinden, ob das Aquarienwasser höch-
erreicht werden, auch mit UV-C-Lampen. sten Ansprüchen genügt und möglichst
wenig Keime aufweist. Dafür lohnt sich
dann auch die Investition in entsprechen-
Reaktiver Sauerstoff wird heute meist de Geräte.
durch Elektrolyse erzeugt. Text & Fotos: Harro Hieronimus
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