Page 65 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 01/2017
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PRAXIS
befallen, die osmotische Regulation ist gestört, der
Fisch kann die eingedrungene Flüssigkeit nicht mehr
ausscheiden. Das dann deutlich sichtbare Symptom
ist die sogenannte Bauchwassersucht mit Schuppen-
sträube und Glotzaugenbildung. Wenn andere Organe
ihren Dienst einstellen, stirbt der Fisch, ohne dass
man ihm etwas ansieht. Auf die Ernährung soll hier
nicht eingegangen werden, da ein Artikel mit dieser
Thematik geplant ist.
Häufig wird weißer, schleimiger Kot mit Flagella-
tenbefall des Darms in Zusammenhang gebracht. Das
kann der Fall sein, doch ebenso können aber auch
Würmer den Darm befallen haben. Solche Parasiten
werden immer mit infizierten Tieren oder Lebend- 1
futter aus Fischgewässern eingeschleppt. Weder Tro -
ckenfutter- noch Frostfuttermittel übertragen Pa ra-
siten. Allerdings kann ein bakterieller Befall des Darms
durch qualitativ minderwertiges Frostfutter verursacht
werden. Bakterien sterben nicht durch Tiefkühlen,
sondern sind nur inaktiviert. Sie beginnen schon beim
Auftauen wieder mit ihren Aktivitäten und vermehren
sich schnell. Ein solches Futter führt zu den vorgehend
beschriebenen krankhaften Veränderungen der Darm-
flora und Darmentzündungen.
URSACHENFORSCHUNG
Die Entartung der Darmflora ist die Ursache der Ver-
mehrung von Flagellaten. Bakterienarten der natürli-
chen Darmflora produzieren Abwehrstoffe gegen Fla- 2
gellaten und Fremdbakterien. Wenn sich Flagellaten
unkontrolliert vermehren, hilft nur noch eine Behand-
lung mit einem wirksamen Medikament. Leider zeigt
der in den meisten frei verkäuflichen Heilmitteln seit
Jahrzehnten verwendete Wirkstoff 2-Amino-5-nitrothia-
zol kaum noch Wirkung. In dem seit wenigen Jahren
auf dem Markt befindlichen Medikament Flagellol® ist
ein neuer Wirkstoff, das 5-Nitro-1,3-thiazol-2-ylazan,
enthalten, der hervorragend wirkt. Die Diagnose kann
mit einem Mikroskop ab 200-facher Vergrößerung mit
frisch ausgeschiedenen Kotproben erfolgen.
Ebenso kann der Nachweis eines Wurmbefalls des
Darms mit dem Mikroskop durchgeführt werden. Die
Eier der Würmer sind im Kot nachweisbar. Am häu-
figsten treten Nematoden der Gattungen Capillaria 3
oder Camallanus auf. Bei einem Befall durch Capillaria
sind die Fische scheu, suchen dunkle Stellen auf und
lassen das Futter liegen. Die sehr charakteristischen
1 Massenauftreten von Flagellaten der Gattung Protoopalina in
gedeckelten Eier der Würmer sind im Kotpräparat einer Kotprobe. 2 Ein weiblicher Nematode der Gattung Capillaria
ab 200-facher Vergrößerung zu sehen. Fräskopfwür- mit vie len Eiern. 3 Capillaria-Eier weisen die charakteristischen
mer der Gattung Camallanus sind etwas über zwei Deckel an den Enden auf.
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AQ2017-01_Inhalt-Buch_NEU.indb 65 21.12.2016 10:21:00