Page 39 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 01/2017
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PRAXIS
Verhaltens gezüchtet. In der westlichen Welt sind es strahlen, vor allem in der Dorsale der Männchen. Die Der maulbrüten-
die Farben und Formen von Körper und Flossen, die Männchen der prächtigen Regenbogenfische des aus- de Kampffisch
Laien wie Fachleute gleichermaßen begeistern. Die tralischen Faunenraumes bieten beim Prachtregenbo- Betta enisae:
unscheinbaren Weibchen spielen nur für die Vermeh- genfisch ganz filigrane, verlängerte Flossenstrahlen Das Männchen ist
farbenprächtig, das
rung eine Rolle. Die Kampffische gehören zu den La- bei Rücken- und After- sowie der Bauchflossen an. Weibchen (rechts)
byrinthfischen, also Süßwasserfischen, die Luft an der dagegen unschein-
Wasseroberfläche schöpfen und in einem speziellen DIE ROLLE DES MANNES bar getarnt.
Organ (eben dem Labyrinth) veratmen. Der aus China Generell kann man davon ausgehen, dass bei sehr vie-
und Vietnam stammende Labyrinthfisch Macropodus len Süßwasserfischen die Männchen die farbenprächti-
opercularis gehört zu den ältesten Aquarienfischen geren Individuen sind. Ein Phänomen, welches im Tier-
überhaupt. Die bei dieser Art sowieso schon großen reich auch bei Vögeln und Säugetieren zu beobachten
Flossen besitzen bei den besonders farbenprächtigen ist. Die Männchen vieler Tierarten können mit meh-
Männchen lange Flossenfilamente. reren Weibchen Nachwuchs zeugen und müssen sich
dabei gegen andere Männchen durchsetzen. Dabei
VERLÄNGERTE FLOSSENSTRAHLEN … helfen ihnen Größe und Stärke, Merkmale wie Mäh-
… vor allem im männlichen Geschlecht finden sich bei nen oder Geweihe – aber auch bunte Farben und ein
vielen Fischgruppen. Bei vielen süd- und mittelameri- beeindruckendes Aussehen –, um die Weibchen auf
kanischen Buntbarschen (Familie Cichlidae) haben die sich aufmerksam zu machen. Außerdem signalisiert
Männchen zumindest spitz zulaufende Rücken- und ein buntes Männchen dem Weibchen seine „Fitness“.
Afterflossen. Bei südamerikanischen Salmlern (z.B. Ein farbstarkes Männchen kann es sich sozusagen leis-
Familie Characidae mit bekannten Gattungen wie ten, so bunt zu sein, weil es gesund und kräftig ist. So
Hyphessobrycon oder Pristella) sind Männchen farb- bilden bei manchen Welsarten (Ancistrus) die Männ-
stärker und haben verlängerte Rückenflossen. Das gibt chen regelrechte „Geweihe“ aus und andere (Sturiso
es auch bei afrikanischen Salmlern (Familie Alestidae, matichthys) lassen sich einen Bart wachsen. Ein ganz
Gattungen z.B. Brycinus und Phenacogrammus). Bei besonderer „Macho“ ist der mittelamerikanische Tho
den Männchen der Kongosalmler (Phenacogrammus richthys meeki, der Feuermaulbuntbarsch. Sein knall-
interruptus) sind zudem die mittleren Flossenstrah- roter Kiemendeckelfächer lässt jeden Ferrarifahrer
len der Schwanzflosse verlängert. Auch bei Grundeln erblassen.
(Familie Gobiidae) finden sich verlängerte Flossen- In der nächsten Ausgabe werden einige spezielle
– mal mehr, mal weniger auffällige – sekundäre Ge-
schlechtsmerkmale bei weiteren Süßwasserfischen
Links: Bei Eierlegenden Zahnkarpfen, wie z.B. Aplo chei-
lus lineatus ‚Gold‘, sind die Männchen farbiger als die vorgestellt.
Weibchen. Text & Fotos: Gerhard Ott
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