Page 20 - Leseprobe Die Kunst des Naturaquariums | Dähne Verlag GmbH
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                             Takashi  Amano  fotografierte  sehr  unterschiedliche  Orte  in  Japan  wie
                             auch in den drei größten Regenwaldgebieten der Welt, im Amazonas,
                             auf Borneo und in Westafrika.  „Unberührte Natur“ war dabei sein Leit-
                             motiv. Man könnte sagen, dass dies seine Antwort auf den Schreck war,
                             mit  dem  er  das  Verschwinden  der  ihm  vertrauten  Natur  hinnehmen
                             musste.  Die  Lagune,  in  der  er  als  kleiner  Junge  stundenlang  gespielt
                             hatte, wurde trockengelegt und musste Reisfeldern weichen. Unkraut-
                             vernichtungsmittel  wurden  aus  Unverstand  versprüht  und  U-förmige
                             Abläufe aus Beton wurden als Bewässerungskanäle eingebaut. Der ge-
                             samte Ort wurde lebensfeindlich. Auch die Bergwälder fielen der Zerstö-
                             rung zum Opfer, und unansehnliche Kahlschläge blieben zurück. Selbst
                             an den Meeresküsten machte die Habitatzerstörung nicht halt. In seinen         BENKEI (Sado, Niigata, Japan)
                                                                                                            Weitwinkel-Nahaufnahme  eines  Schafskopf-Lippfischs
                             späteren Jahren wurde sich Amano gewahr, dass er vermutlich deshalb            vor  der  Insel  Sado.  „Grand  Prix“-Siegerfoto  beim  Fuji
                             so intensiv auf der Suche nach der Schönheit jungfräulicher, unberühr-         Film Nature Photo Contest. (1992)
                             ter Natur war, weil er die Leere ausfüllen wollte, die diese Zerstörungen
                             in seinem Herzen hinterlassen hatten. Auch seine Aquascapes dienten
                             diesem Zweck. Leider wurden und werden aber auch die tropischen Re-
                             genwälder,  die  er  aufsuchte,  in  einem  irrsinnigen  Tempo  zerstört.  Als
                             er den Raubbau mit ansehen musste, nahm er sich vor, mit seinen Fo-
                             tografien  für  die  Schönheit  und  Verletzlichkeit  der  Natur  einzutreten.
                             Alternativ hätte er natürlich – wie so viele andere – die Zerstörungen
                             dokumentieren können, um dieses Ziel zu erreichen, jedoch entschied
                             er sich dafür, die unberührte Natur in seinen Fotografien zu Wort kom-
                             men zu lassen und sie wenigstens im Bild für die Nachwelt zu bewahren.
                             Später, im Jahr 2009, gründete Amano die International Environment
                             Photographers Association. Er entschied sich für diesen Weg, weil er
                             sich sicher war, dass die Schönheit der Natur in engem Kontakt zu unse-
                             rem spirituellen Reichtum steht, und er wollte fest daran glauben, dass
                             es zu unseren menschlichen Instinkten gehört, schöne Dinge zu bewah-
                             ren. Obwohl die Zerstörung der Natur auch dokumentiert werden sollte,          erinnerunG an yoroiGata
                                                                                                            (Lagune von Yoroi, Niigata, Japan)
                             nahm Amano es als seine Mission wahr, die schönen Seiten der Natur in
                                                                                                            Hier lag die Lagune seiner Kindheit, wo nun Reisfelder in
                             seinen Bildern zu zeigen.                                                      der Frühlingssonne glänzen. (2003)






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