Page 61 - terraristik Ausgabe 2/2015
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Galapagos
Vulkanisch entstandene Inselwelt aus 14 großen und rund 100 kleinen Inseln,
1.000 Kilometer westlich vom südamerikanischen Festland am Äquator gele-
gen, die zu Ecuador gehört. Aufgrund der Isolation entstand eine einzigartige
Tier- und Pflanzenwelt. 1959 wurde der Archipel von der ecuadorianischen
Regierung zum Nationalpark erklärt, 1978 von der Unesco zum Weltnaturer-
be ernannt.
Seefahrer nannten die Inseln nach ihrer Entdeckung „Las Encantadas“, die
Verzauberten. Später gaben die Spanier ihnen den Namen „Islas de Galapa-
gos“, Inseln der Schildkröten. Hier bedienten sich die frühen Seefahrer tau-
sendfach an den Schildkröten und nahmen sie als lebenden Proviant auf
ihren Schiffen mit. Riesenschildkröten können nämlich monatelang ohne
Futter existieren.
Bekannt wurden die Inseln durch den Besuch des damals 26-jährigen bri-
tischen Naturforschers Charles Darwin (Bild). Er hatte sie im Rahmen seiner
Weltreise im Jahre 1835 besucht und umfangreiches Material gesammelt.
Nach der wissenschaftlichen Auswertung veröffentlichte er später seine rich- Charles Darwin im Jahre 1868, auf einem
Charles Darwin im Jahre 1868, auf einem
Charles Darwin im Jahre 1868, auf einem
Bild von Julia Margaret Cameron.
Bild von Julia Margaret Cameron.
tungsweisende, bis heute anerkannte Theorie von der Entstehung der Arten.
chelausrüstung abtauche, erahne ich sie mehr, groven. Ich liege für Fotos auf dem Bauch vor ihnen.
als dass ich sie sehe. Sie halten alle einen deut- Meine Anwesenheit ignorieren diese harmlosen und
lichen Abstand zu mir ein. friedfertigen Tiere dabei völlig.
Wesen aus einer anderen Welt Zwischen Kommerz und Natur
Der Abschnitt, den wir mit dem Boot ansteuern, Wer Galapagos bereist hat, weiß gar nicht, womit
wirkt mit seiner kahlen, schwarzen, erkalteten La- er seine Berichterstattung beginnen soll. Die Ein-
va lebensfeindlich auf mich. Das Meer peitscht drücke sind derart mannigfach, dass es dauert,
seine Wellen immer wieder aufs Neue gegen die- um mir zu verdeutlichen, dass ich dort war, mei-
se Barrikaden, die die Natur selbst geschaffen hat nen Traum Wirklichkeit werden lassen konnte. Ich
und lässt das Wasser in eine weißschäumende habe das „Paradies“ gesehen und erlebt.
Gischt aus Millionen kleinster Wassertröpfchen Inzwischen strömen bis zu 100.000 Besucher
zerstäuben. jährlich auf die Inseln. Dazu kommen etwa 30.000
Inmitten dieser Naturkulisse sitzen sie da: un- Bewohner, meist Einwanderer vom Festland, die
beweglich, allen Wellen trotzend und dauernd am Geschäft mit den Touristen teilhaben wollen
überspült, die Meerechsen. Sie sind die einzigen und Arbeit suchen. Ihre Versorgung verursacht
Echsen auf dieser Welt, die sich Algennahrung erhebliche Probleme für das Ökosystem. Inzwi-
vom Grund der Meere holen. Und sie gehören zu schen muss man sich um die Hälfte der endemi-
den wenigen Tieren, die Meerwasser trinken kön- schen Tierarten sorgen, die Unesco stufte das
nen, denn sie besitzen Drüsen am Kopf, mit denen Weltnaturerbe 2007 als gefährdet ein.
sie das Salz wieder ausscheiden können. Es entwickelt sich zunehmend ein Spagat für
Wie Wesen aus einer anderen Welt wirken sie auf die ecuadorianische Regierung. Auf der einen Sei-
mich, mit ihrem Stachelkamm und den kegelförmi- te vom Kommerz und auf der anderen von Arter-
gen Hörnern, die über den gesamten Kopf mit der haltung und Umweltschutz geprägt. Wir können
stumpfen Schnauze verteilt sind. Ich fotografiere nur hoffen, dass Vernunft und Augenmaß siegen
sie einzeln, als Gruppen, im Porträt, auf Lavabro- werden und uns diese paradiesische Inselwelt im
cken, im Sand und unter schattenspendenden Man- Pazifik noch lange erhalten bleibt. n
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