Page 37 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 6/2022
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Frank und Carsten Logemann, die 2008 und 2011 die Seen besuchten, erinnern sich:
„Nichts übertrifft für uns die erste Unterwasserbegegnung mit den bunten Garnelen
vom Matanosee und Towutisee: Fast 30 °C warmes Wasser und direkt unter der Wasser-
oberfläche die schönsten Garnelen, die sich ein Süßwasser-Aquarianer nie hätte besser
wünschen können.“
Leider könne man dies, zumindest im Matanosee, nicht mehr erleben, „denn nach unserer
ersten Reise wurden Buntbarsche als Nahrungsfisch für die Bevölkerung eingesetzt, die die
Garnelen gefressen haben.“ Schon bei der zweiten Reise hätten sie überall Buntbarsche
und nur noch wenige Garnelen gefunden. Von einer späteren Reise habe Biologe Thomas
von Rintelen berichtet, dass er im Matanosee an
keiner Stelle mehr eine Kardinals-
garnele (Caridina dennerli)
gefunden hat.
Schön, aber im falschen See eine Gefahr für die heimische Fauna:
Malawibuntbarsche (Melanochromis auratus) im Pososee.
Eigentlich ist Sulawesi weltberühmt für die sensationelle Artenvielfalt in sei-
nem Malili-Seensystem. Kaum eine Insel auf unserem Erdball hält eine grö-
ßere Anzahl von Süßwasser-Endemiten bereit als diese indonesische Insel.
Das Eiland liegt innerhalb der Wallacea, einer Übergangszone der beiden
biogeografischen Regionen Asien und Ozeanien – darum findet man dort
Spezies aus dem asiatischen Raum wie auch solche, die man sonst nur von
Neuguinea oder Australien kennt.
Die Süßwasserfische dieser Insel sind Aquarianern oft nicht geläufig. Am
ehesten kennen sie die Reisfische der Gattung Oryzias, die auf Sulawesi ihren
Verbreitungsschwerpunkt hat. Oder die Gattung Marosatherina, die nur auf
dieser Insel vorkommt. Atemberaubend ist auch die Vielzahl an einzigartigen
Garnelen, Schnecken und Süßwasserkrabben, die teils nur einen einzigen See
oder Flusslauf besiedeln.
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