Page 10 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 05/2021
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        Nie gesehenes Artensterben ist menschengemacht


        Nur wenige Hundert Jahre men-
        schengemachter Rückgang der
        Biodiversität fordern Millionen                                                                              Foto: C. Albrecht / JLU
        Jahre der Erholung, lautet das
        Fazit einer Studie von Forschern
        der Universität Gießen und des
        Naturhistorischen  Museums
        Wien.  Das  derzeitige  Arten-
        sterben übertrifft demnach das
        vor 66 Millionen Jahren, als die
        Dinosaurier nach einem Aste-
        roideneinschlag  ausgelöscht
        wurden – um den Faktor 1000!
        Dramatisch geht die biologische
        Vielfalt in Süßwasser-Ökosyste-
        men zurück (im Bild der Volvi-
        See in Griechenland, der wegen
        übermäßiger Bewässerung für
        die  Landwirtschaft  und  des
        Klimawandels  vorübergehend
        austrocknet). „Das Tempo, mit
        dem wir heute Arten verlieren,
        ist beispiellos und wurde noch nicht einmal bei großen Ausster-  LITerATur
        bungskrisen  erreicht“, verdeutlicht der  Hauptautor Dr. Thomas   Thomas A. Neubauer et al. (2021): Current extinction rate in European
        Neubauer. „Die derzeitige Biodiversitätskrise, die oft als sechstes   freshwater gastropods greatly exceeds that of the late Cretaceous mass
        Massensterben bezeichnet wird, ist eine der kritischsten Heraus-  extinction. Communications Earth & Environment. https://kurzelinks.de/
                                                               artensterben167
        forderungen, denen wir uns im 21. Jahrhundert gegenübersehen.“



        Wissenschaft bestätigt: Herbizid schädigt Fische


        Die Auswirkungen des Herbizids Dormex hat ein Forscher-Team aus   LITerATur
        Brasilien untersucht. Es wird in der Landwirtschaft häufig eingesetzt.   Layon Zafra-Lemos et al. (2021): Evidence of cytogenetic and histological
        40 Exemplare von Astyanax lacustris (Bild), einem Fisch aus der   damage in specimens of Astyanax lacustris (Pisces, Characidae) exposed to
        Familie der Echten Salmler, wurden aus einer lokalen Zuchtanlage   the hydrogen cyanide-based herbicide Dormex®. Acta Scientiarum, Biologi-
                                                               cal Sciences 43: e51425. DOI: 10.4025/actascibiolsci.v43i1.51425
        bezogen und in zehn Gruppen (neun Versuchs- und eine Kontroll-
        gruppe) mit vier Fischen in jedem Aquarium aufgeteilt. Die Ver-
        suchsgruppen wurden dann einer von neun verschiedenen Behand-
        lungen mit drei Konzentrationen mit 0,05 ml, mit 0,1 ml und mit
        0,5 ml Dormex pro Liter über 24, 48 oder 72 Stunden ausgesetzt.
        Alle Fische, die dem Herbizid ausgesetzt waren, wiesen anschlie-
        ßend Veränderungen des Erbguts auf sowie Wucherungen, Ver-
        schmelzungen der Lamellen oder Ödeme an den Kiemen. Diese                                                    Foto: W.S.Serra / Wikimedia CC BY-SA 4.0
        Ergebnisse unterstreichen laut den Wissenschaftlern die Notwendig-
        keit besonderer Vorsicht und Einschränkungen beim Einsatz solcher
        Herbizide in landwirtschaftlichen Gebieten, die in der Nähe von
        Gewässern liegen.



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